Umwelt- und Klimaschutz

Umwelt- und Klimaschutz im öffentlichen Handeln

Viele Kommunen in Deutschland haben sich, wie auch Iserlohn, dem Klimaschutz verschrieben. Zumindest sagen sie das von sich selbst. Einige Kommunen haben sogar den Klimanotstand ausgerufen und fast alle beschäftigen mittlerweile eine Klimaschutzbeauftragte oder einen Klimaschutzbeauftragten. In der Realität zeigt sich aber, dass Klimaschutz oft dort aufhört, wo es um umwelt- und klimaschonendes konkretes Handeln geht. So werden weiterhin Gewerbegebiete erweitert oder gesucht, obwohl die Menge der versiegelten Flächen aus ökologischer Sicht das verantwortbare Maß längst überschritten hat bzw. es dem Landschafts- oder Naturschutz eigentlich entgegensteht. Auch werden immer noch neue Baugebiete ausgewiesen, bei denen durch die Stadt Iserlohn keine klaren Vorgaben zum Bauen von klimaschonenden Gebäuden gemacht werden. Fassaden- und Dachbegrünungen und klimaneutrales Heizen sind in Neubauten weiterhin selten, wohingegen Steingärten immer noch angelegt, Klimaanlagen eingebaut und das Vorhalten von PKW-Stellplätzen auch ohne Lademöglichkeit für E-Autos weiterhin verpflichtend sind. Dort, wo noch neue Gebäude errichtet werden sollen, wollen wir, insofern dies rechtlich möglich ist, sicherstellen, dass diese vor allem klimaschonende Gebäude sein werden. Konkret heißt das, dass sie nicht mit fossilen Energieträgern geheizt werden müssen, keine Klimaanlage benötigen, statt PKW-Stellplätze auch Radstellplätze vorgehalten werden können und Steingärten nicht zulässig sind.

Auf Gewerbegebäuden sollen Photovoltaikanlagen zum Eigenverbrauch sowie Dachbegrünungen vorgeschrieben werden. Die Stadt Iserlohn kann hier mit gutem Beispiel vorangehen: Alle kommunalen Bestandsgebäude sollen nach und nach konsequent so saniert werden, dass sie anschließend möglichst keine oder sehr wenige fossile Energien verbrauchen. Städtische Neubauten sollen mit Dach- oder Fassadenbegrünungen sowie mit Photovoltaikanlagen und, wenn möglich, aus Holz gebaut werden. So können wir uns z.B. vorstellen, dass im Falle eines Ratshausneubaus dies nach den modernsten ökologischen Kriterien ebenfalls aus Holz errichtet werden könnte. Des Weiteren möchten wir durch die Aufstellung von Elektro-Ladepunkten für Fahrräder und PKW auf städtischen Grundstücken, die sehr niedrige Anzahl öffentlicher Ladepunkte in Iserlohn (bisher 9 für PKW, davon 1 mit Schnelllademöglichkeit) drastisch erhöhen.

Wir wollen uns außerdem dafür einsetzen, dass auch das Beschaffungsmanagement Iserlohns und allen seinen Gesellschaften dort, wo es rechtlich und technisch möglich ist, konsequent ökologisch ausgerichtet wird.

Fließgewässer renaturieren

In Iserlohn gibt es Fließgewässer bzw. Bachläufe, die aufgrund von Wohnbebauungen, Infrastrukturmaßnahmen und Gewerbeansiedlungen verrohrt und – oft unterirdisch – ab- bzw. umgeleitet wurden. Verrohrte Bäche dienen lediglich dem Wasserabfluss, erhöhen das Risiko der Überflutung bei Starkregenereignissen und sind ökologisch in ihrer Wirkung auf die nähere Landschaft sowie dem Artenschutz praktisch tot. In naturnahem Zustand gelten Fließgewässer dagegen als die pflanzen- und tierreichsten Lebensräume schlechthin. Einige Fließgewässer wie der Baarbach und der Schapker Bach konnten teilweise bereits renaturiert werden. Unser langfristiges Ziel ist es, möglichst viele Bäche in Iserlohn zu renaturieren und vorhandene natürliche Bachläufe zu schützen.

Wald schützen

Der Wald leidet unter der Klimakrise in besonderer Weise. Stürme, Wassermangel und Starkregenereignisse sind für den Wald Stressfaktoren mit sichtbaren Konsequenzen: Die Sturmtiefs Kyrill 2007 und Friederike 2018 sowie die Dürren 2018 und 2019 haben das Bild des Waldes in Iserlohn nachhaltig verändert und insbesondere dem typischen Wirtschaftsforst mit seinen Monokulturen aus Nadelholz geschadet. 36% der Fläche Iserlohns bzw. 4.526 ha sind mit Wald bedeckt; rund ein Viertel davon oder 1.250 ha befinden sich im Besitz der Stadt Iserlohn. Auch wenn im Vergleich zu anderen Kommunen des Märkischen Kreises der Waldanteil an der Gesamtfläche nicht allzu groß ist, bezeichnet sich Iserlohn selbst als „Waldstadt“ und zeigt damit, wie wichtig den Iserlohnern ihr Wald ist und wie einschneidend die Ereignisse der letzten Jahre sind. 13 Jahre nach Kyrill sind die „Kyrill-Flächen“ immer noch zu sehen.

Die Schäden, die die Trockenphase 2018/2019 und der anschließende Borkenkäferbefall hinterlassen haben, werden erst jetzt nach und nach auch von außen sichtbar: Großflächiger Kahlschlag folgt immer mehr den bereits abgestorbenen Nadelhölzern. Experten beobachten, dass der Borkenkäfer 2020 noch schlimmer wütet also die Jahre davor und mittlerweile auch Kiefern und Laubbäume angreift. Der Wald in Iserlohn wird sich in den nächsten Jahren also massiv weiter verändern oder zeitweise sogar ganz verschwinden. Die Entwicklungen verdeutlichen: Je naturnäher ein Wald ist, desto resistenter ist er gegen Schädlinge und die Auswirkungen des Klimawandels. Ein naturnaher Wald ist darüber hinaus extrem wertvoll für den Klima- und Artenschutz.

Wir Grünen setzen uns dafür ein, dass ein Teil des Iserlohner Stadtwalds, der bisher vor allem Nutzwald ist, nach und nach zu einem Naturwald werden kann. Wir wollen auch prüfen, inwiefern es möglich ist, einen Teil des Iserlohner Stadtwaldes zu einem Urwaldentwicklungsgebiet zu machen. Den Teil des Iserlohner Stadtwaldes, der weiterhin als Forst genutzt werden soll, möchten wir nach FSC zertifiziert und damit umweltgerecht bewirtschaften.

Landwirtschaft stärken

In Iserlohn werden ca. 36% der Fläche landwirtschaftlich genutzt. Landwirtschaft heute, das heißt oft, unter großem Druck Lebensmittel für einen Markt produzieren, in dem die Landwirtinnen das schwächste Glied aus einer Kette von Großhändlern, Einzelhändlern, Schlachtereien sowie einer europäischen und nationalen Politik sind. Dass eine solche Landwirtschaft, die meistens nur überleben kann, wenn sie auf Größe, Automatisierung und Hilfe aus den Laboren der chemischen Industrie setzt, zwangsweise an Grenzen stoßen muss, die bereits heute erreicht sind, sehen wir beispielsweise beim Artensterben, dem Klimawandel, der Grundwasserbelastung mit Nitraten und an erschreckenden Zuständen in den Tierfabriken. Wir GRÜNEN setzen uns seit jeher für Rahmenbedingungen ein, in denen nachhaltig wirtschaftende Landwirtinnen, die regional verwurzelt sind und ökologisch einwandfreie Lebensmittel herstellen, ein gutes Ein- und Auskommen haben.

Wir GRÜNEN in Iserlohn sehen uns verpflichtet, den notwendigen Wandlungsprozess in der Landwirtschaft lokal zu begleiten. Das heißt, dass wir zunächst eine Plattform schaffen wollen, in der Landwirtinnen sich mit der Politik und der Verwaltung Iserlohns strukturiert austauschen können, um die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam anzugehen. Des Weiteren wollen wir für die Bürgerinnen die Möglichkeit schaffen, regional angebaute Produkte problemlos an einem zentralen Platz in Iserlohn, z.B. einer zentral gelegenen Markthalle, kaufen zu können, wie dies in vielen anderen Ländern bereits gut funktioniert.

Müllvermeidung durch Biomülltrennung

Wie in Iserlohn, so wird fast im gesamten Märkischen Kreis der Biomüll nicht separat gesammelt und steht deswegen einer Biogasanlage zur Strom- und Wärmeerzeugung nicht zur Verfügung. Grund ist, dass der Biomüll im Märkischen Kreis mit dem Hausmüll gemeinsam in der Iserlohner Müllverbrennungsanlage verbrannt werden soll. Würde der Biomüll separat gesammelt, stünde dieser für eine Verbrennung also nicht mehr zur Verfügung, die zu verbrennende Müllmenge würde also sinken. Im Ergebnis wäre die Müllverbrennungsanlage in Iserlohn, die zu 51% im Besitz des Märkischen Kreises sowie zu jeweils 24,5% im Besitz der Unternehmen EDG Dortmund und Lobbe ist, mit Konsequenzen auch auf die Müllgebühren nicht mehr ausgelastet. Gleichzeitig könnte das Fernwärmenetz in Iserlohn nicht mehr ausreichend mit der Abwärme der Müllverbrennungsanlage versorgt werden. Unser Ziel ist es, dieses komplizierte Abhängigkeitsgefüge, das einer modernen und ökologischen Müllverwertung im Wege steht, so zu entflechten, dass auch einer Biogasnutzung nichts im Wege steht.

Ausbau erneuerbarer Energien

Der Weg zu einem konsequenten Klimaschutz führt an einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien nicht vorbei. In Iserlohn gibt es ein großes Potenzial für die Stromerzeugung aus Sonnen- und Windenergie, wovon derzeit laut einer Untersuchung der Landesregierung NRW lediglich 4,6% genutzt werden. Dieser Wert ist zwar der höchste im Märkischen Kreis, wo in Summe das Potenzial der regenerativen Stromversorgung lediglich nur zu rund 2% genutzt wird. Im Gegensatz zu den anderen Kreisen und kreisfreien Städten in NRW liegen Iserlohn sowie der gesamte Märkische Kreis damit ganz hinten.

Als Grüne setzen wir uns dafür ein, dass wir dieses Potenzial wesentlich stärker nutzen, um einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende zu leisten. Photovoltaik auf Dächern und auf Freiflächen sowie die Windenergie sind die wichtigsten Quellen regenerativer Stromerzeugung. Während das Potenzial von Photovoltaik auf Freiflächen in Iserlohn gänzlich ungenutzt ist, wird das Potenzial von Photovoltaik auf Dächern zu rund 4% und das der Windenergie zu ca. 44% genutzt.

Die schwierige Abwägung zwischen Ökologie und Landschaftsschutz bei der Photovoltaik auf Freiflächen und der Windenergie ist uns bewusst. Von daher sind uns der Dialog und der Ausgleich mit Anwohnern sowie auch deren finanzielle Beteiligung ein großes Anliegen. Dort, wo der Bau von Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung nicht vertretbar ist, weil der ökologische Schaden größer als der Nutzen sein würde, dürfen solche Anlagen nicht gebaut werden. Auch wenn der Weg in die dauerhafte Nutzung fossiler Energieträger versperrt ist, so muss unser Verlangen nach elektrischem Strom dem Schutz der Natur nachstehen. Auf der anderen Seite stellen wir uns aber dem Kampf gegen jede Form der Nutzung regenerativer Stromerzeugung entschieden entgegen. Man kann auf der einen Seite die Nutzung fossiler Energieträger absehbar nicht ausschließen und auf der anderen Seite den Ausbau regenerativer Energien konsequent blockieren.

Konkret werden wir uns beispielsweise dafür einsetzen, dass die Höhenbegrenzung für die einzigen beiden Iserlohner Windenergieanlagen in Drüpplingsen gestrichen wird, damit der Neubau größerer und damit leistungsfähigerer Anlagen realisiert werden kann (Repowering), dass neue Windenergieanlagen, z.B. auf den nun durch den Borkenkäferbefall gerodeten Flächen auf dem Schälk, gebaut werden können und dass entlang der Autobahn A46 sowie der Bahntrasse zwischen Iserlohn und Schwerte Flächen für die Nutzung von Photovoltaikanlagen gesucht werden. Dort, wie z.B. am Eggenweg in Hennen, wo eine solche Fläche bereits gefunden wurde, sollen diese zügig aufgestellt werden.

Ebenso wie den Ausbau der Stromerzeugung wollen wir vermehrt unser Augenmerk auf die Energiespeicherung, z.B. durch Pumpspeicherwerke und große Batterieanlagen sowie der Erzeugung von Wärme aus regenerativen Quellen legen. Für eine 100%ige Energieversorgung aus regenerativen Quellen wird gerade die Energiespeicherung eine entscheidende Rolle spielen. Wir wollen uns dafür einsetzten, dass der Märkische Kreis hier vorangeht, sich an Forschungs- und Versuchsobjekten beteiligt und Iserlohn dabei eine entscheidende Rolle spielt. Hierfür sollen entsprechende Fördermittel akquiriert werden.