Ihre Fragen – Innenstadt

Die nachfolgenden Fragen hat die Werbegemeinschaft Iserlohn gestellt:

1. Innenstadt

Der Schillerplatz ist nur ein Teil in der Entwicklung der Innenstadt.
Wie gedenken Sie die anderen notwendigen Teile (z. B. Wermingser Straße, Unnaer Straße, Stahlschmiede, Alter Rathausplatz, Westertorpassage, etc.) zu entwickeln, um die Attraktivität, Sauberkeit, Sicherheit und Zugänglichkeit zu verbessern, bzw. grundsätzlich zu gewährleisten?
Welche Maßnahmen zur optischen Aufwertung (z. B. Blumenampeln, Querbespannung zwischen Häusern mit bunten Regenschirmen…) der Einkaufsstraßen (Wermingser und Unnaer Straße) planen Sie (auch Hinsichtlich des Mottos Waldstadt Iserlohn)?
Bitte gehen Sie kurz auf die benannten Bereiche ein und stellen Sie dar, wie Sie kurz-, mittel- und langfristig vorgehen wollen (mit Zeitrahmen) und wie Sie dies finanzieren werden.

Im SIH-Verwaltungrat haben wir kürzlich ein Konzept für eine sauberere Innenstadt Iserlohn (und Letmathe und Hemer) beschlossen. Letztlich müssen Reinigungsdurchgänge aber bezahlt werden von den Städten – hier müssen wir diskutieren, was wir uns leisten wollen.
Die letzte große Umgestaltung der Fußgängerzone ist noch nicht so lange her, als dass man bereits wieder alles überplanen sollte. Entscheidend ist die Aufenthaltsqualität. Diese wird beispielsweise am Marktplatz durch den unnötigen Parksuchverkehr deutlich eingeschränkt.
Die Westertorpassage ist ein dauerndes Ärgernis und eine komplette Fehlplanung. Meines Erachtens sollte sie abgerissen werden und der Ring dort abgebunden werden, um die Verbindung Fußgängerzone-Bahnhof zu stärken. Aufgrund der vielen anderen Innenstadt-Baustellen wird eine Umgestaltung aber nicht in näherer Zukunft erfolgen können.
Zentral für die Innenstadt ist die Umgestaltung der Ringe, denn ein spezifisch Iserlohner Problem ist die mangelnde Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad. Alle entsprechenden Studien weisen nach, dass Rad Fahrende mehr Geld in der Stadt lassen – also ist es nicht nur den Menschen wichtig, sondern auch ökonomisch sinnvoll, die Magistralen und die Ringe fahrradfreundlich umzubauen. KFZ-Parken gehört nicht an die Straßenränder oder auf den Marktplatz, sondern in die Parkhäuser. Für das Fahrradparken eröffnen wir in Kürze das erste Fahrrad-Parkhaus im Parkhaus City. Dies ist nicht nur für die Kund*innen, sondern insbesondere auch für die Beschäftigen des Einzelhandels interessant. Die Erfahrung daraus werde ich nutzen, um schrittweise an den Bahnhöfen und Haltepunkten sowie am anderen Ende der Innenstadt und an weiterführenden Schulen ebensolche Fahrrad-Parkhäuser zu etablieren. Mit identischem Schließsystem ausgestattet, ermöglichen sie den Bürgerinnen mehr Flexibilität.

2. Rathaus

Das Rathaus der Stadt ist ein Gesprächsthema. Wie Sieht Ihr Plan für das Rathaus aus und wo sehen Sie das Rathaus künftig angesiedelt?
Bitte gehen Sie auch hier kurz drauf ein, wie Sie das Rathaus entwickeln würden und wie Sie dies finanzieren möchten.

Die beginnende Aufteilung der Verwaltung auf mehrere Standorte wird zeigen, ob in Zukunft überhaupt ein einzelnes riesengroßes Gebäude nötig sein wird, oder ob wir im Zeitalter der Digitalisierung nicht auch mit mehreren Standorten klar kommen. Für den zentralen Anlaufpunkt für Bürger*innen halte ich weiterhin den Schillerplatz für den geeigneten Standort.
Die Finanzierung erfolgt aus dem Investitionshaushalt, die Abschreibungen belasten den städtischen Haushalt genauso wie der Unterhalt eines maroden Rathauses.

3. Citymanager

Ein Citymanager sollte, insbesondere, für die Innenstadt in Iserlohn tätig sein. Zu dessen Aufgaben würden u. a. das Managen von Leerständen sowie die Kontaktaufnahme und -pflege zu Einzelhandelsunternehmen und Gründern, welche auf der Suche nach einem Standort in der Innenstadt sind, zählen.
Wie sehen Sie die Rolle eines Citymanagers und warum wäre er aus Ihrer Sicht für die Stadt wichtig?

Zunächst stelle ich mir die Frage, was ein City-Manager einem Makler bzw. einer Maklerin voraus hätte – außer dass er/sie auf der städtischen Gehaltsliste stünde. Was für Parallelstrukturen schaffen wir zum Stadtmarketing und zur Gesellschaft für Wirtschaftsförderung? Meines Erachtens könnte es nur darauf hinauslaufen, das wir eine solche Aufgabe in eine der beiden genannten Organisationen eingliedern.

4. Alter Rathausplatz

Wie schätzen Sie die Situation am Alten Rathausplatz ein und was würden Sie an der aktuellen Situation verändern?

Der Alte Rathausplatz erfüllt mehrere Funktionen: Verteilung des Fußverkehrs aus/in fünf Richtungen, Teil der geplanten Radverkehrsachse Nord-Süd (Radverkehrskonzept, S. 80), Anlieferverkehr, anliegender Handel, Stadtbücherei. Dadurch bedingt weist der Platz nur recht wenig Aufenthaltscharakter auf, was sich aufgrund der vielfältigen genannten Nutzungsanforderungen auch kaum ändern lassen wird.
Verändern werden sich Besucher*innenströme, sobald ein besserer Standort für die Stadtbücherei gefunden ist (z. B. im Rahmen des Schillerplatz-Umbaus) und eine Nachfolgenutzung für das Alte Rathaus gefunden ist.

5. Bevölkerungsentwicklung, Kinder und Jugendliche

Seit ein paar Jahren nimmt die Einwohnerzahl in Iserlohn stetig ab. Der Bevölkerungsschwund hat auch Auswirkungen auf den innerstädtischen Handel (z. B. durch Verlust der Kaufkraft, weniger Kundschaft, etc.). Was gedenken Sie zu tun, um den Bevölkerungsschwund a.) aufzuhalten und b.) wieder für Zuwachs in Iserlohn zu tun? Was tun Sie speziell auch für Kinder und Jugendliche, um die Innenstadt auch wieder für diese attraktiv und lebenswert zu gestalten?

Ich schätze den deutlichen Wandel des Einkaufverhaltens für weitaus bedeutsamer ein als den Bevölkerungsrückgang.
Die Zeiten der Neuausweisung großer Baugebiete ist vorbei, allein aus Gründen der Flächenversiegelung. Was wir brauchen, ist ein Stopp der Tendenz zu immer mehr Wohnraum pro Person. Hierfür gibt es in anderen Städten positive Erfahrungen mit begleiteten „jung-kauft-alt“ Programmen, die es Menschen nach der Familienphase erleichtern, sich wieder kleiner zu setzen und gleichzeitig junge Familien geeigneten Wohnraum finden.

6. Wann waren Sie das letzte Mal in der Innenstadt shoppen?

Gastronomie: Diese Woche zwei Mal.
Einkaufen: vor ca. zwei Wochen Hemden und Wäsche
Ganz allgemein bin ich ja in der Regel montags zur Fraktionssitzung und dazu an Sitzungstagen ohnehin in der Innenstadt, so dass ich das mit Einkäufen und Gastronomiebesuchen kombinieren kann.

7. Was ist Ihnen persönlich an Geschäften und gastronomischen Betrieben in der Stadt wichtig?

Gastronomie: Vielfalt und Atmosphäre. Für alle Ansprüche muss etwas da sein: Etwas relativ schnelles für die Mittagspause, Café, Gastronomie zum Verweilen – und das in einer Breite, die Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und finanzieller Möglichkeiten anspricht. Die Atmosphäre entsteht vor allem durch Aufenthaltsqualität, die vor allem am Marktplatz zu wünschen übrig lässt aufgrund zu vielem Parksuchverkehr.
Handel: Wichtig sind mir vor allem die wesentlichen Angebote im Bereich Kleidung, wobei für Spezialsortimente die Nachfrage in Iserlohn nicht immer groß genug sein wird (persönliche Beispiele: Outdoor-Ausrüstung, Kanubedarf, …). Beim weiteren Bedarf ist für mich die Beratungsqualität und die Angebotsbreite entscheidend. Wenn ich beispielsweise mehrfach für Ersatzteile vergeblich in innerstädtischen Fachgeschäften gesucht habe, werde ich dies in Zukunft direkt online erledigen. Genauso, wenn ich nach nur oberflächlicher Internetrecherche den Eindruck habe, mehr Ahnung von der Produktgruppe zu haben als der/die vor mir stehende Verkäuferin. Sowohl bei Kleidung als auch bei Elektronik schätze ich am stationären Handel die deutlich größere Sicherheit vor Plagiaten. Besonders schätze ich innerstädtische Buchläden, welche ein ganz anderes Flair haben als online-Versender und zum Stöbern einladen, sowie inhaberinnengeführte Optikgeschäfte aufgrund der hervorragenden Beratung.

8. Junge Erwachsene, Studierende

Junge Erwachsene und Studenten verlassen zusehends Iserlohn bzw. sind im Stadtbild nicht vertreten. Um eine lebendige Stadt zu entwickeln muss man die jungen Erwachsenen und Studenten an die Stadt binden. Wir haben zwar die Arbeitgeber für eine spätere Karriere und auch im Verhältnis günstigen Wohnraum, aber halten diese Zielgruppe nicht in Iserlohn. Wenn diese Zielgruppe woanders erstmal ein Haus/Wohnung kauft oder baut ist eine Rückgewinnung dieser Zielgruppe extrem schwierig.
Wie will man also diese jungen Erwachsenen und Studenten in der Stadt integrieren und langfristig an uns binden?

Dass junge Erwachsene für’s Studium die Stadt Iserlohn verlassen, ist zunächst einmal vollkommen normal und nicht zu kritisieren – denn die staatliche und die private Fachhochschule können niemals alle Fächer anbieten, und selbst dann kann es sehr gute Gründe geben, eine andere (Fach-)Hochschule zu wählen. Dann sollten diese Studierenden auch in ihre Uni-Stadt ziehen und nicht pendeln. Ein Teil wird zurückkommen (wie ich), dazu andere Menschen von außerhalb unsere Stadt bereichern.
Ein größeres Ärgernis ist, dass nur wenige FH-Studierende nach Iserlohn ziehen. Dies liegt nicht nur vermeintlicher Inattraktivität der Stadt: FH-Studierende sind meist weniger bereit zu einem Umzug an den Studienort als Uni-Studierende, empfinden das Studium eher als Ausbildung denn als Lebensabschnitt. Hier gegenzuwirken dürfte schwierig werden, wäre aber z. B. mit Förderung von studentischem Wohnen, insbesondere Studierendenwohnheimen, möglich.